Konferenz der Landkreis-SPD zum öffentlichen Personennahverkehr mit vielen Verbesserungsvorschlägen.
Die Überprüfung der Wabenkonstruktion, die Schaffung barrierefreier und überdachter Haltestellen, eine Senkung der Fahrkartenpreise, die Einführung eines Sozial-Tickets, WLAN in öffentlichen Verkehrsmitteln, dies waren u. a. Verbesserungsvorschläge, die aus den SPD-Ortsvereinen gemacht wurden und die der Kreisvorsitzende der SPD im Landkreis Würzburg, Volkmar Halbleib, im Rahmen der Konferenz in die Diskussion einbrachte.
Angesichts der derzeit laufenden Fortschreibung des regionalen Nahverkehrsplans hatte die Landkreis-SPD zu einer Konferenz über die Perspektiven des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis Würzburg und der Region Mainfranken in die alte Knabenschule in Rimpar eingeladen.
In seiner Begrüßung machte SPD-Kreisvorsitzender Volkmar Halbleib deutlich, dass auch durch die Initiativen der SPD im Bereich des ÖPNV vieles erreicht wurde. An einer Verbesserung gelte es dennoch beständig zu arbeiten.
„Alles in bester Entwicklung“, sagte Professor Dr. Alexander Schraml, Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg, zu Beginn seines Vortrags über die Herausforderungen und Perspektiven des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region. Dennoch, und das machte die spätere Diskussion deutlich, gibt es im Detail viele Dinge zu verbessern. Die SPD-Ortsvereine waren bereits im Vorfeld der Konferenz gebeten worden, Verbesserungsvorschläge für den ÖPNV zu machen. Sie nutzten diese Möglichkeit eifrig, so dass am Ende der Veranstaltung auch ein Positionspapier der Kreis-SPD zum ÖPNV verabschiedet werden konnte.
Alexander Schraml berichtete, dass es Ziel sei, den Nahverkehrsplan im Sechs-Jahres-Rhythmus zu überarbeiten und dabei auch immer eine Messlatte zu setzen, was das planerische und genehmigungsrechtliche Niveau betrifft. „Durch den demografischen Wandel ergeben sich“, so Schraml, „zwei große Handlungsfelder: Die Barrierefreiheit und die Zielgruppe der Senioren“. Insbesondere gelte es die Fahrer im Hinblick auf diese Zielgruppe zu sensibilisieren. Bei der Verbunderweiterung um die Region Schweinfurt und Rhön-Grabfeld seien die hohe Zahl der Verkehrskooperationspartner und die verschiedenen Tarifstrukturen als besondere Herausforderungen zu sehen. Eine wichtige Aufgabe sei die Erschließung weiterer Fahrgastpotentiale durch besondere Angebote. Dieses sollen unter der bekannten Marke „APG“ angeboten werden. Schraml denkt an Angebote wie APG für Einsteiger (ÖPNV-Gutscheine für Neubürger um diese an den ÖPNV heranzuführen), er erwähnte auch das Firmen-Abo und das Service-Taxi, das besser beworben werden soll.
Alexander Schraml machte deutlich, dass die Ticketpreise in der Region in allen Preiskategorien unter dem Durchschnitt der Preise in den Nachbarregionen Rhein-Neckar (VRN) und Nürnberg (VGN) liegen. Die Ausnahme sei die Einzelfahrkarte. Es sei allerdings nicht vermittelbar, wenn Inhaber von Monats- oder Jahresabos die Einzelfahrkarte mitfinanzieren. Bezüglich des von der Kreis-SPD geforderten Sozial-Tickets machte Schraml deutlich, dass es hier auch um Fragen des Datenschutzes und der Verschwiegenheit gehe. „Wie soll es laufen? Wer gibt's aus? Wo kann man es kaufen?“, so Schraml. Diese Dinge müssen geklärt sein, wenn man das Sozial-Ticket einführen will. „Was nicht passieren darf, ist, dass für Außenstehende erkenntlich wird, wenn jemand mit Sozialticket unterwegs ist“, äußerte Anna Stvrtecky, „deshalb brauche es Handhabungen, die das verhindern“. Abdu Bilican, Kreisvorsitzender der Jusos, setzte sich in seinem Statement für die Kostenfreiheit des Schulwegs auch für Schüler ab der elften Klasse ein und warb für einen nachhaltigen ÖPNV für alle.
„ÖPNV fängt im Kopf an“, so Konrad Schliephake, Lehrbeauftragter am Institut für Geographie und Geologie der Universität Würzburg, bei seinem Impulsstatement. 1960 sei der Autofahrer noch durchschnittlich 14 km am Tag gefahren und nur 63 Prozent der Menschen nutzten das Auto, heute werden durchschnittlich 40 km am Tag gefahren und 80 Prozent der Menschen nutzen ihr Auto. Angesichts dieser Zahlen und der vielen Zeit, die man mittlerweile im Stau auf der Straße verbringt, wäre es angezeigt, darüber nachzudenken, ob die Nutzung des ÖPNV nicht eine Alternative sein kann. Was schlägt Schliephake vor, um den ÖPNV attraktiver zu machen? Er schlägt die Reaktivierung der Schiene vor, auch die Etablierung neuer Bahnhaltepunkte, die Schaffung von mehr Park-and-Ride-Plätzen, die Einführung weiterer Taktverkehre. „Man müsse auch die Energiewende ernst nehmen“, so Schliephake.
Viele der im Vorfeld und in der Konferenz gemachten Anregungen zu Verbesserungen im öffentlichen Personennachverkehr fanden Eingang in das Positionspapier, das die Konferenz beschloss. „Es liegt nun an der Kreistagsfraktion“, so Christine Haupt-Kreutzer, die stellvertretende Landrätin, „dieses in Form von Anträgen und Initiativen in die Kreistagsarbeit einzubringen.